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Title Platz an der Sonne, Ein
Originaltitle: A Place in the Sun
Regie: George Stevens
Darsteller: Montgomery Clift, Elizabeth Taylor, Shelley Winters
Erscheinungsjahr: 1951
Land: USA
Stichwort: gehbehindert
Release: 05.01.1952

Handlung
Dem mittellosen George Eastman überlässt sein Onkel, Besitzer der Eastman Werke, einen Platz als Akkordarbeiter. George beginnt ein Verhältnis mit seiner Arbeitskollegin Alice Tripp. Wenig später verliebt er sich in Angela Vickers, die zum Kreis reicher und verwöhnter Jugendlicher um die Familie Eastman gehört. Alice drängt auf Heirat, weil sie ein Kind von George erwartet. Dieser möchte sie loswerden und plant ihre Ermordung. Ein gehbehinderter Staatsanwalt erreicht George's Verurteilung, nachdem Alice bei einer Bootsfahrt mit George umgekommen ist.


Weitere Info
nach dem Roman von Theodore Dreiser "Eine amerikanische Tragödie" (1925)

Der humpelnde Staatsanwalt oder von der nützlichen Ungerechtigkeit des Ressentiments

Zentrum des Films ist die Liebesbeziehung zwischen George und Angela. Das Thema und seine in jeder Hinsicht meisterliche Durchführung dominiert die zweite Roman-Adaption (Josef von Sternberg, An American Tragedy, 1931) von Dreisers sozialkritischem Roman. Der idealistischen Verklärung einer "Liebe auf den ersten Blick" kann man sich schwer entziehen, insbesondere da sie durch Drechbuch, Studio-Propaganda und Stevens Regie unauflöslich verquickt ist mit dem Schauspielerschicksal von Montgomery Clift und Elisabeth Taylor.
So stimmig die Liebesgesichte präsentiert wird, so unstimmig ist der Rest des Films. Hier interessiert allerdings nur die Energie, mit der Bezirksstaatsanwalt Frank Marlowe die Verurteilung von George Eastman durchsetzt.

Marlowe tritt von Anfang an als verkniffen drein blickender Gehbehinderter mit steifem Bein und Stock auf. Er verschwendet nicht eine Sekunde an die Beweissicherung seiner These, dass George Angela gewaltsam umgebracht hat. Ohne eine Spur von Indiz vorzutragen, stellt er eigenhändig den Geschworenen vor Augen, wie George Alice mit dem Ruder erschlagen hat. Dafür lässt er das Boot, mit dem beide gekentert sind, in den Gerichtssaal bringen und spielt vor, wie George auf eine nur eingebildete Alice einschlägt. Das massive Ruder zersplittert dabei.
Der Film problematisiert diese theatralische, allen erhobenen Fakten widersprechende Scharlatanerie nicht, obwohl die Familie Eastman aus durchsichtigen Gründen einen Staranwalt zu George's Verteidigung aufgeboten hat.
Während alle Beteiligten des Dramas im Grunde unbeteiligt dem Untergang des Aufsteigers zusehen, nimmt Staatsanwalt Marlowe daran leidenschaftlichen Anteil. Er tritt als Rächer und Repräsentant des Mobs auf, der den Emporkömmling am liebsten gelyncht hätte.
In dieser Rolle laufen sehr widersprüchliche Motivationsstränge des Festhaltens am amerikanischen Traum zusammen, der zur Tragödie werden kann. Gelingt dem Akrobat über dem Abgrund sozialer Unterschiede nämlich der Drahtseilakt nicht, stürzt er von allen verlassen ab.
Dass es sich dabei um eine amerikanische Tragödie handelt, gibt die Traumfabrik nur halbherzog zu. Den letzten Stoss erhält der traurige Held durch einen übereifrigen Fiesling. Der Traum kann aufrechterhalten werden, weil George im Grunde nicht verurteilt werden kann. Sein Begehren aufzusteigen und seine Hilflosigjkeit legitimieren allzu sehr sein widersprüchliches Verhalten. Nur die Bigotterie seiner Mutter, die herzlose Verwechselung von Intention und Tat durch den Gefängnispfarrer und besonders die Boshaftigkeit eines sichtlichen "Loosers" können die Tragödie vollenden.
Es bleibt also noch genügend Raum für alle Fans der amerikanischen Illusion, jeder sei zu allem fähig. Behindert ist diese letztendlich nur durch unglückliche Umstände und nicht durch soziale Mechanismen. Und auch die unglücklichen Umstände entfalten erst durch die ressentimentgeladenen Mitglieder der Gesellschaft ihre zerstörerische Kraft.
Die wahre Illusion ist eben, dass nach dem Willen der Reichen und Mächtigen, jeder seine Chance erhält. Angela liebt George, obwohl er des gemeinen Mordes überführt zu sein scheint. Der Staatsanwalt hingegen kann befriedigt hinweghumpeln, er nicht die Familie Eastman hat mal wieder alle auf ihren Platz verwiesen, die mehr, schöner und reicher sein wollen als der traurige Durchschnitt. Der Zuschauer, der soviel Bosheit nie aufbringen würde, zu dessen sozialer Beruhigung sie aber am Werk ist, kann ungehindert den Schmerz über einen zerplatzten Traum geniessen.


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