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Title Francesco d'Assisi
Originaltitle: Francesco d' Assisi
Regie: Liliana Cavani
Darsteller: Lou Castel, Mino Bellei, Marco Bellocchio, Riccardo Bernardini
Erscheinungsjahr: 1966
Land: Italien
Stichwort: Lepra, Franziskus
Release: 00.00.0000

Handlung
Francesco Bernadone wächst sorglos auf als Sohn des reichen Stoffhändlers Bernadone. Traumatische Kriegserlebnisse wandeln den jungen Mann zum Ordensgründer und Diener der Armen. Der Vater glaubt nicht an seine Berufung. Die Leute Assisis verlachen ihn. Er aber glaubt die Weltändern zu können. Vom Papst lässt er sich die Ordensregel bestätigen. Chiara folgt seinem Beispiel. Das Ordensleben und die Regel erscheinen seinen Gefolgsleuten als zu streng. Schwer krank stirbt Franziskus einsam.


Weitere Info
produziert von der italienischen RAI
Zweiteiler, der am 6. und 8. Mai 1966 von der RAI übertragen wurde.

Der Film entsteht im Zusammenhang mit dem Aufkommen und dem Wachsen der 68er -Bewegung in Italien.

«Vita di Francesco (Assisi 1182-1226), figlio del mercante Pietro di Bernardone. Esordio nel lungometraggio di L. Cavani (Carpi, 1937), e primo telefilm della RAI, girato in 16 mm, messo in onda in due puntate, suddiviso in capitoli che tracciano l'itinerario della sua vita dalle prime esperienze giovanili e mondane sino al ritiro alla Verna, la malattia, la morte (4 ottobre 1226). Rosselliniano (e pasoliniano) nello slancio, nella spoglia energia stilistica, è caratterizzato da un'estrema fisicità che si manifesta soprattutto nel denudamento: dei corpi, delle scenografie, dei paesaggi e assiduamente sostenuto da un assillo teso all'invenzione di una mitologia del personaggio che s'oppone a quella della dolciastra tradizione agiografica sia popolare sia dannunziana».

«..... "Francis of Assisi" retells the life of the saint from a secular point of view. Francis is played by Lou Castel (protagonist the previous year of Fist in his pocket by Marco Bellocchio) who became a symbol of the non-conformism and political and social rebellion that animated 1968, just two years after the release of the film. The saint is portrayed as a man who rebels against authority and the established order. The young Francis enjoys a carefree, relaxed youth. He passes his time simply with friends in Assisi, jousting and merrymaking. A sudden change, however, turns his life upside down: the onset of war. On the battlefield, Francis is torn apart by doubts and uncertainty. One night, after a violent clash, unable to sleep and deep in thought, the young man reflects on the horrors of war and the injustices he has witnessed helplessly. From these thoughts springs his desire to follow in the footsteps of Christ.............."


PELÍCULAS SOBRE FRANCISCO DE ASÍS (FICHAS)

"Francisco en la Historia del Cine" - Artículo de Enzo Nata
1911: "Il Poverello d'Assisi", de Enrico Guazzoni (IT)
1912-1922: Películas perdidas
1918: "Frate Sole", de Ugo Falema (IT)"
1927: "Fratefrancesco, de G. Cesare Antamoro" (IT)
1944: "San Francisco de Asís", de Alberto Gout (MX)
1959: "Francisco, juglar de Dios", de Roberto Rosellini (IT)"
1961: "Francisco de Asís, de Michael Curtiz" (USA)
1965: "Cotolay (El niño y el lobo)", de José Antº Nieves (ES)
J966: "Francisco de Asís", de Liliana Cavani (Italia)
1972: "Hermano Sol, hermana Luna, de Franco Zeffirelli (IT - GB)
1973: Francesco - Hanspeter Capaul, Wolfgang Suttner (DE)
1989: "Francesco", de Liliana Cavani (IT)
2002: "Francesco", de Michele Soavi. Miniserie TV (IT)
2007: "Chiara e Francesco", de Fabrizio Costa. Film TV (IT)
PELÍCULAS DE TEMA FRANCISCANO
1950: "Margherita da Cortona", de Mario Bonard (IT)
1950: "Peppino e Violetta", de Maurice Cloche (IT - GB) Nuevo
1954: "Marcelino Pan y Vino", de Ladislao Vadja (ES)
1960: "La notte tragica (S. Clara)", de Raffaello Pacini" (IT)
1962: "The Reluctant Saint (S. J. de Copertino", de E. Dmytryk (USA)
1966: "Pajarracos y Pajaritos", de Pier Paolo Passolini (IT)
1973: "El pequeño milagro", de Jeannot Sczwark (USA)
1986: "El nombre de la rosa", de Jean Jacques Arnaud (UE)
1984: "Los Clandestinos de Asís", de Alexander Ramati (USA)

http://www.fratefrancesco.org/01.htm


Die Begegnung des Bruder Franzikus’ mit der Lepra

So hat der Herr mir, dem Bruder Franziskus, gegeben, das Leben der Buße zu beginnen: Denn als ich in Sünden war, kam es mir sehr bitter vor, Aussätzige zu sehen. Und der Herr selbst hat mich unter sie geführt, und ich habe ihnen Barmherzigkeit erwiesen. Und da ich fortging von ihnen, wurde mir das, was mir bitter vorkam, in Süßigkeit der Seele und des Leibes verwandelt. (Testament 1-3[7])

In den Ordensregeln des Francesco von Assisi finden sich keine Anleitungen zur Krankenpflege. Der Franziskaner-Orden hat sich bis ins 19. Jahrhundert vornehmlich mit Buss-Predigen und der Verkündigung des Evangeliums hervorgetan. Die Überwachung und Korrektur theologischer Abweichler hat er dem Domenikaner-Orden überlassen.
Die strengen Vorschriften der Besitzlosigkeit und der Teilhabe am Schicksal der völlig Mittellosen und aus der Gesellschaft ausgestossenen, die Francesoco’s Ordensregeln enthalten wurden noch zu seinen Lebzeiten von der Bruderschaft als unpratikabel abgelehnt, zumindest nicht mehr in der von Francesco geforderten Ausschliesslichkeit praktiziert.
Das Betteln war für Francesco eine direkte Folge seiner völligen Mittellosigkeit und der völligen Hingabe an das Verkündigen. Er hielt seine Brüder jedoch auch dazu an, sich den Unterhalt selbst zu erarbeiten. Dies mag auch damit zu tun haben, dass er seine Gemeinschaft nicht als bequemes Alibi für’s Nichtstun und Betteln öffnen wollte.
Besitzlosigkeit und Mission lassen sich kaum mit dem Ziel vereinbaren, für die Armen und Kranken der Gesellschaft da sein zu wollen. Diese Haltung entspricht vermutlich eher der „evangelische Nachfolge“, die der Motor für alles ist, was Francesco lebt und anordnet. Der Einsatz gegen Armut und Vernachlässigung mag auch darum nicht im Zentrum franziskanischen Denkens stehen, weil Franziskus die Nähe der Armen, Kranken und Vernachlässigten aus religiöser Überzeugung suchte. Er scheint den Satz aus der Bergpredigt, dass das Himmelreich denen zugesagt ist, die arm sind, wörtlich genommen zu haben..
Der Begegnung mit dem Aussätzigen weist Francesco in seinem Testament eine besondere, seine Bekehrung markierende Bedeutung zu. Sie ist nicht dadurch ausgelöst sondern sie äussert sich in der als Zwang erlebten Praxis. Vor seiner Bekehrung meidet Francesco Aussätzige, weil er ihren Anblick nicht erträgt. Auf Anweisung Gottes, die sich auch als Akt der Unterwerfung unter das Wort Gottes lesen lässt, setzt er sich dem Anblick dieser zu seiner Zeit als niedrigste Daseinsform angesehenen Existenzen aus. Im Testament so wenig wie in anderen Francesco zugeschriebenen Texten ist erläutert, was mit der Formal gemeint ist „ich habe ihnen Barmherzigkeit erwiesen“.
Sicher ist damit nicht gesagt, dass Francesco sich um Aussätzige in Zukunft kümmern wollte. Nachdem er sich gemein gemacht hatte mit jenen, die die unterste Stufe in der gesellschaftlichen Rangordnung einnahmen, muss er sich angekommen gefühlt haben unter denen, die Gott würdig sind. Episoden aus den „Fioretti“, die durchaus nicht als authentisch gelebte Momente im Leben Francescos verstanden werden müssen, lassen darauf schliessen, dass er sich immer wieder in die materielle und rechtliche Lage derer versetzte, die keinen Platz in der damaligen Gesellschaft hatten.
Die Verfilmungen des Lebens und Wirkens von Francesco behandelt seine Begegnung mit Aussätzigen in immer wieder anderer Form. Alle sind jedoch charakterisiert von der Annahme, die Bekehrung Francescos sei durch diese Begegnung eingeleitet bzw. gefördert worden. Die Mehrzahl der Verfilmungen legt zudem Nahe, Francesco habe die Pflege von Armen und Kranken zu einer seiner Aufgaben gemacht, sie zumindest in der Anfangszeit praktiziert.
Von dieser zentralen Bedeutung, die Krankheit in den Francesco-Filmen zugewiesen werden, weichen einige Filme episodenhaft ab. Am deutlichsten ist dies in der Version Rossellinis, die dieser Begegnung ein eigenes Kapitel widmet. Das geschilderte Geschehen erfolgt nach der Wandlung des reichen Bürgersohns zum Bettelmönch. Es vollzieht sich bei Nacht und in einer unübersichtlichen, Busch bestandenen doch kargen Landschaft. Es hat etwas von momentaner Erleuchtung an sich, die aber kein volles Licht der Erkenntnis für den Zuschauer bietet.
Die Szene wird ausführlich eingeleitet durch den Klang eines ärmlichen Glöckchens. Sie endet in hilflosen, wenn auch exstatischen Anrufungen Gottes (dio mio, mio dio) Francescos. Auf ihrem Höhepunkt küsst Francesco das kaum sichtbare Antlitz einer schwer auszumachenden und Elendsgestalt. Diese Szene hat keinerlei Zusammenhang mit dem übrigen Film. Sie kommt völlig unerwartet, nicht vorbereitet durch die Bitte um Erleuchtung und nicht gefolgt von daran anschliessende Handlungen oder Aussagen.
Fehlt auch in der Rossellini-Version die starke Aussage, dass Francesco vor seiner völligen Berufung den Anblick Aussätziger nicht erträgt, so liefert diese Szene doch ausreichendes Material für Betrachtungen über den Zusammenhang von Elend und Credo, wie sie die vorangegangen Lektüre einiger Elemente der Biographie Francescos nahe legen.
Vergleichbares lässt sich auch nicht in den Francesco-Filmen Liliana Cavanis wieder finden, die gern auf die evangelischen Aspekte der Franziskaner-Bewegung abhebt.
Michael Curtiz Historien-Film, der nur wenige Elemente der wahren Francesco-Historie überhaupt aufnimmt, verlegt die Begegnung mit einem Aussätzigen weit vor die Bekehrung des Francesco und – erneut – weit in die Zukunft der Bekehrten. In der ersten Episode wird die Distanz deutlich zwischenm dem Rittertumsanwärter und dem Ausgestossenen, der kein Geld sondern eine Herzensgabe verlangt. In der zweiten Episode weist der Aussätzige Francescos milde Gabe und Gebet zurück und verlangt, befreit zu werden von seinem Gestank. Cuetiz’ Francesco führt ihn dann fort zu einer eigenhändigen Säuberung, den noblen Fürsorgeaspekt unterstreichend der seinen Francesco von Anfang an von anderen unterscheidet.
Und in dieser Haltung legen viele Filmversionen – Rossellinis Film ausgenommen - nahe, dass Francesco sich heiligmässig um die Armen und Kranken kümmerte.
(Stefan Heiner, 28.2.2011)



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