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Title Zoran - mein Neffe der Idiot
Originaltitle: Zoran, il mio nipote scemo
Regie: Matteo Oleotto
Darsteller: Giuseppe Battiston, Teco Celio, Rok Prasnikar
Erscheinungsjahr: 2013
Land: Italien
Stichwort: Heim, Anstalt, Autismus, Alkohol
Release: 00.00.0000

Empfehlungen
Selbstbehauptung

Handlung
Der alkoholsüchtige Paolo aus einem Dorf in Friaul würde gern das Erbe seiner slowenischen Tante antreten. Ausser der Betreuung des völlig verschüchterten Neffen Zoran ist da aber nichts zu erben. Kaum heimgekehrt entdeckt Paolo, dass Zoran ein unübertreffbarer Dart-Spieler ist. Statt ihn umgehend in einem Heim unterzubringen, will er nun mit ihm bei den Dart-Meisterschaften in England ein Vermögen machen. Paolo erweist sich als resourcenreicher als sein heruntergekommener Onkel. Mithilfe der Musik und seiner kleinen Freundin macht er ihn zu einem besseren Menschen.



Weitere Info
Sehr vergnügliche Abwandlung des Themas "'Behinderter' bringt 'Normalen' wieder auf die rechte Bahn". Zudem lernt man den Menschenschlag und die Landschaft zwischen Friaul und Slowenien kennen, denen zwei Kriege und eine späte Aussöhnung viel Leid gebracht haben. Dass alles ein wenig idealistisch, übertrieben und "unmöglich" dargestellt wird, gehört zum Genre. Erfreulich ist, dass der "Spiegel" diesen sehr regionalen Film ausführlich wahrgenommen hat (siehe unten)

Der Film legt keinen Wert darauf, Zoran für "autistisch" zu erkläre (siehe unten). "Schüchtern" reicht voll und ganz. So gesehen macht sich der Film lustig über den Hype um die angeblich genial einseitig Begabungen "autistischer" Menschen. Zoran ist nämlich nicht davon abzubringen, in die Mitte des Dartbretts zu zielen. Dabei ist er unfehlbar. Alle anderen kniffligen Punkte des Dartbretts sind ihm so unerreichbar wie jedem Anfänger dieses Wirtshaussports. Darum ist Zoran auch völlig unbrauchbar für einen Meisterschaftsgewinn. Er lässt Paolo sozusagen inmitten des Wassers verdursten.

Komödie "Zoran – mein Neffe, der Idiot": Ein Albtraum für alle
"In der Komödie "Zoran - mein Neffe, der Idiot" muss sich ein alkoholsüchtiger Zyniker um einen seltsamen 15-Jährigen kümmern. Dann begreift er, wie er aus dem Jungen Kapital schlagen kann. Ein guter Film über einen miesen Menschen.
Paolo hat seine besten Jahre hinter sich, wobei es unwahrscheinlich ist, dass er jemals gute Jahre gehabt hat. Er ist fett und ungepflegt und säuft den ganzen Tag Wein. Er verachtet seinen Job in der Küche eines Altenheims fast so sehr wie die Alten selbst, und überhaupt verachtet er so ziemlich alle Menschen in seinem kleinen Dorf im nordöstlichen Zipfel Italiens: die Polizisten, die ihn ständig wegen Trunkenheit am Steuer schnappen wollen; seinen netten Kollegen Ernesto, dem er alle eigenen Fehltritte während der Arbeit unterschiebt; den Chef der Dorftaverne, der täglich Paolos miese Laune ertragen muss; und vor allem natürlich den neuen Mann seiner Exfrau, der ihm aus Mitleid den Job besorgt hat und Paolo sonntags immer zum Mittagessen einlädt. Nur seine Exfrau selbst verachtet er nicht, was sich dadurch ausdrückt, dass er ihre Unterwäsche klaut, wenn er bei ihr zu Besuch ist.
Ein verbitterter Mann mittleren Alters, dem dämmert, dass sein Leben verhunzt ist, der aber nicht einsehen will, dass dafür nur er selbst verantwortlich ist. Er könnte einem leidtun, wenn es wenigstens den Hauch eines Anzeichens gäbe, dass da ganz tief drin womöglich doch ein halbwegs anständiger Kerl schlummern könnte. Aber in Paolo (Giuseppe Battiston) schlummern nur Hass, Selbstmitleid und schlechte Laune.
Es gehört Mut dazu, so einen Menschen zur Hauptfigur eines 108-minütigen Spielfilms zu machen, denn nicht alle Kinozuschauer verbringen ihren Abend gerne mit einem zynischen Ekel. Viele werden aussteigen, wenn Paolo einen trockenen Alkoholiker aus purer Gemeinheit zum Trinken verführt; noch ein paar mehr, wenn er die Urne mit der Asche seiner gerade verstorbenen Tante aus dem fahrenden Auto wirft. Warum sollte man diesem Unmenschen wieder und wieder eine Chance geben?
Weil es in "Zoran - mein Neffe, der Idiot" vom italienischen Regisseur Matteo Oleotto zum Glück noch Zoran (Rok Prasnikar) gibt, den Neffen. Der ist ein 15-jähriger Slowene, sehr schüchtern, sehr lieb und leicht autistisch, also mit Sicherheit niemand, der auch nur in Paolos Nähe gelassen werden sollte. Aber er ist elternlos und der Enkel von Paolos toter Tante, und damit dessen nächster Verwandter. Weswegen er ein paar Tage bei seinem Onkel aus der Hölle verbringen muss, bevor ein Platz im Heim frei wird.
Ein Albtraum für beide Parteien. Doch dann stellt sich heraus, dass Zoran ein Talent zum Dartspielen hat, und Paolo wittert die letzte Chance, seinem traurigen Leben doch noch zu entkommen: ein paar Tage trainieren, dann auf zur Dart-Meisterschaft nach Schottland, 50.000 Pfund abräumen, Neffen im Heim abgeben, abhauen. Das bedeutet aber auch, dass er nun wirklich Zeit mit dem Jungen verbringen muss, statt ihn den ganzen Tag in der Dorfkneipe versauern zu lassen. Und Zoran - nicht gerade begeistert von der Heimidee - versucht, die Gelegenheit zu nutzen, um Paolos steinernes Herz doch noch irgendwie weich zu kriegen.
Genauso gut könnte man versuchen, die Venus von Milo nur mit einem Zahnstocher zu meißeln, aber das ist auch das Schöne an diesem Film: Er weigert sich, die Wege zu gehen, die Filme dieser Art sonst immer gehen und längst ausgetreten haben. Normalerweise müsste Paolo spätestens zu diesem Zeitpunkt erste Hinweise auf eine versteckte gute Persönlichkeit herausrücken, damit man sich darauf einstellen kann, dass aus der ungleichen Paarung eine rührende Freundschaft entstehen darf. Bei Paolo aber gibt es allenfalls eine winzig kleine Möglichkeit, dass er nicht vollkommen verloren ist. Das wirklich Rührende daran ist, wie unglaublich bedeutsam diese Erkenntnis für einen Menschen wie Paolo ist - jemanden, den so viel Dunkelheit umgibt, dass schon ein Funken Hoffnung wie ein gleißendes Flutlicht wirkt.
Regisseur Oleotto nimmt sich manchmal etwas viel Zeit für seine Geschichte und lässt seine Hauptfigur vor allem am Anfang zu dick auftragen. Aber hat man sich erst mal mit Paolo arrangiert, fällt auch auf, was das für ein wundervoll melancholisches, leise amüsantes und vor allem ehrliches kleines Kinokunstwerk geworden ist, das ihn umgibt. Ein guter Film über einen schlechten Menschen, so einfach ist das.



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