Almodovar "vernetzt" Frauenfreundschaften und Leidenschaften auf eine scheinbar absurde Weise. Krankheit und Tod sind bei ihm Bindemittel so stark wie Leidenschaften. Ereignisse, die erschrecken und zu Tode betrüben, erzählt er mit Leichtigkeit. Was wie Verbrechen oder zumindest Vergehen aussieht, gehört bei Almodovar zum Alltag. Seine Figuren opfern sich auf und es macht ihnen Freude. Die so entstehende Welt ist nicht normal. Schön wäre es aber. Männern geschieht nicht selten Unrecht in Almodovars Filmen. Was sie aus dieser Opferrolle machen, zeugt allerdings gegen sie.
Ein kleines Beispiel für diese Absonderheit in Almodovars Filmen ist das traurige aber doch ganz lächerliche Schicksal von Raimundas Mann Paco. Er kümmert sich nicht ums Familienbudget und lässt Raimonda für alle schuften. Bevor er ins Bett geht, spielt er den flüchtigen Voyeur bei seiner Tochter, die sich bettreif macht. Im Ehebett hätte er dann gern was von seiner Ehefrau. Da sich diese aber übermüdet abwendet, masturbiert er sich leichtherzig den Frust vom Leibe. Raimunda muss dabei eher enttäuscht als skandalisiert zuhören. Dass Paula ihren Vater, der sie vergewaltigen will, umbringt, billigt nach dem allen der Filmbesucher ohne Zögern. Es stört ihn dann nicht mal, dass die Anmache Pacos bei seiner "Tochter" zwar skandalös, aber kein mit dem Tod zu bestrafender Inzest ist. Almodovar sieht nicht auf den Anschein. Er sieht ins schwarze Herz der Filmfiguren, die er nicht mag. Den Zuschauer bringt er dazu, diese lobenswerte Haltung auch bei Filmfiguren zu erlauben, die Almodovar mag, die sich aber wirklich vergehen. Siehe "Habla von ella"
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