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Title Marriage Circle, The
Originaltitle: The Marriage Circle
Regie: Ernst Lubitsch
Darsteller: Monte Blue, Marie Prevost, Creighton Hale, Adolphe Menjou
Erscheinungsjahr: 1924
Land: USA
Stichwort: Anfälle
Release: 03.02.1924

Handlung
Mizzi Stock fühlt sich von ihrem Mann vernachlässigt und vernachlässigt ihn. Dieser möchte sie gern los werden. Mizzis beste Freundin ist mit dem Nervenarzt Dr. Braun glücklich verheiratet. Diesem macht Mizzi nun unverhohlen den Hof. Sie lässt ihn wegen Ohnmachtsanfällen an ihr Bett rufen. Dr. Braun lässt sich nicht verführen. Dafür versucht sein Kollege vergeblich seine Frau zu verführen. Am Ende bekommt jeder , was er will – auf verschlungenen Wegen



Weitere Info
deutscher Titel: Die Ehe im Kreis/Rund um die Ehe

Lubitsch, Kleist, Mozart: ein tragikomischer Reigen um Liebe und Treue

Hauptpersonen dieses filmischen Kammerspiels mit vielen Schauplätzen und noch mehr Aufzügen sind der arg- und ahnungslose Dr. Braun, der sich heillos in die Intrigen Mizzis und die damit verbundenen Missverständnisse verstrickt.
Die Eingangsszenen vermitteln meisterlich das Klima der Entfremdung und der Missachtung, das die Eheleute Stock umgibt. Doch ebenso meisterlich entfaltet der Patientenbesuch Brauns bei Mizzi das Instrumentarium der Zweideutigkeiten, das diesen beinahe zu Fall gebracht hätte.
Nichts anderes als ärztliche Pflicht hätte Braun ans Bett der Verführerin bringen können. Mizzi versteht Normalität, Anfall und Ohnmacht so zu gestalten, dass alles wie ein abgekartetes Spiel des heimlichen Stelldicheins erscheinen muss. Sie lässt Champagner reichen, wird von Schwäche befallen und fliesst ohnmächtig in Brauns Arm. Den standhaften Doktor wird zum Schluss seine Weigerung, Mizzis Arzt – bei welchem Anfall auch immer – zu spielen, retten.
Ohnmacht ist die zugleich unschuldigste und anspielungsreichste „Haltlosigkeit“, die dem Mann freie Hand über sein sexuelles Verhalten zu einer Frau lässt. In der Regel – siehe Kleists „Marquise von O“ – wird sie der Frau zum Verhängnis. Die Szene zeigt Mizzi und Braun als absolute Gegenbilder. Mizzi kennt keinen Halt und Braun ist die Rücksicht in Person.
Aus der Antithese entsteht aber nicht nur ein Film extrem komischer Gefühlsabenteuer. Die Handlung trägt – komisch vorgetragene - tragische Züge. Gegen Brauns Treue spricht nicht nur die (erlittene) Nähe zu Mizzi sondern auch ihre (herbeigeführte) Entfernung. Sein Kollege Dr. Müller hält ihn für einen überführten Betrüger. Seine Frau missdeutet seinen Versuch, Miss Hofer statt Mizzi an seine Seite zu setzen.
Charlotte, die Liebende und grundlos Eifersüchtige hätte – bei mehr Verstand und geringerer Passion – erkennen können, dass Liebe nicht nur blind macht sondern auch gleichgültig gegen ihren Gegenstand. Der töricht verliebte Dr. Müller missdeutet alle Zeichen, die ihm Charlotte scheinbar zukommen lässt. Als er sich blind der Geliebten durch einen Kuss zu erkennen gibt, ist diese „blind“ gegenüber dem Küssenden. Sie hält ihn geschlossenen Auges für ihren Mann.
Wieweit Lubitsch klassische Vorbilder hat einbeziehen wollen – die von Zeuss getäuschte Alkmene in Kleists gleichnamigem Stück und die in der Ohnmacht vergewaltigte „Marquise von O“ – kann ruhig offen bleiben. Der so anspielungsreiche Lubitsch aber könnte auf „Cosi fan tutte“ verwiesen haben, als er auf Mizzis Klavier nicht nur eine Grieg sondern auch eine Mozart-Partitur legen liess.
Hildesheimer bemerkt treffend, dass man sehr wohl die Mozart-Oper als „Cosi fan tutti“ lesen kann, spielen doch die betrogenen Geliebten unmoralisch echt mit ihren Liebesschwüren gegenüber den ahnungslosen Damen. (Hildesheimer, Wolfgang: Mozart. Suhrkamp, 1977, S. 295) Vermutlich aber geht es weder Lubitsch noch Da Ponte/Mozart um Moral und auch nicht um eheliche Besitzansprüche. Lubitsch hätte den Ehereigen kaum so unterhaltsam inszenieren können, wenn die Zuschauer nicht ihre ganz unmoralische Freude daran hätten, Menschen zuzusehen, die aus Liebe zur Intrige greifen, aus Lieblosigkeit die Betrogenen spielen und ohnmächtig zusehen müssen, wie sie zum Don Giovanni gemacht werden.


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