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Title Dialog mit meinem Gärtner
Originaltitle: Dialogue avec mon jardinier
Regie: Jean Becker
Darsteller: Daniel Auteuil, Jean-Pierre Darroussin, Fanny Cottençon
Erscheinungsjahr: 2007
Land: Frankreich
Stichwort: Krebs, Tumor
Release: 00.00.0000

Handlung
Ein erfolgreicher, aber von einer schöpferischen Krise befallener Maler zieht sich zurück ins Haus seiner Kindheit auf dem Lande. Léo, ein ehemaliger Schulkamerad, besorgt ihm den verwilderten Garten. Die beiden werden erneut Freunde und führen als Pinselhuber und Gartenbauer, wie sie sich liebevoll nennen, lange Dialoge über Gott, die Welt, das Malen und den Garten. Nachdem Leo dem Pinselhuber alle Weisheiten seines einfachen Arbeiterlebens gelehrt hat und ihm geholfen hat, seine Ehe- und Schaffenskrise zu überwinden, stirbt er an einem nicht mehr operablen Darmtumor.


Weitere Info
nach dem gleichnamigen Roman von Henri Cueco

Beckers Film, der mit Landfreuden, Weisheit und Frieden trefflich unterhält, hat freundliche bis begeisterte Renzensionen erfahren (siehe Wikipedia), weswegen die folgenden davon ins Bösartige abweichenden Bemerkungen eingeleitet werden sollen mit den kritischen Betrachtungen von Von Tamara Danicic, br-on-line 18.12.2007 (http://www.br-online.de/bayern3/kino-und-dvd/filmkritik-dialog-mit-meinem-gaertner-daniel-auteuil-jean-pierre-darroussin-fanny-cottencon-ID1197985043303.xml?_requestid=165)

"Späte Jugend. Dialog mit meinem Gärtner

Ein Pariser Maler (Daniel Auteuil) kehrt ins Haus seiner Kindheit im ländlichen Frankreich zurück. Auf der Suche nach einem Gärtner trifft er unverhofft auf einen ehemaligen Schulkameraden (Jean-Pierre Darroussin), den er aus den Augen verloren hatte. Die beiden unterschiedlichen Männer freunden sich in langen Gesprächen an und erleben gemeinsam eine Art späte Jugend, in der die Themen wild wechseln: Familie, Karotten, Kürbisse, Leben, Tod, Flugreisen, Johannisbeerbüsche, Geschmack und Farben. Durch die Augen des jeweils anderen erfahren sie die Welt in einem neuen Licht.
Kritik

Ach, wenn's doch nur so einfach wäre! Da der intellektuelle Feingeist, hier der bodenständigen Gleisarbeiter. Und die Erinnerungen an die gemeinsame, unbeschwerte Kindheit ermöglichen ihnen, trotz aller Unterschiede in Biographie und Bildung, auf Anhieb wieder beste Freunde zu werden. Als solche führen sie lange Gespräche über das Leben, die Liebe, den Blumenkohl und überhaupt. Bis der Maler am Ende die beglückende Einfachheit des Lebens wiederentdeckt hat.

Angedeutete ideologische Konfliktlinien - die sich beispielsweise an der Frage festmachen lassen, wie ein "gutes" Kunstwerk aussehen sollte - werden in "Dialog mit meinem Gärtner" beim Anblick keimender und sprießender Gemüsebeete einfach untergepflügt. Dank allzu lieblicher Bilder wie auch vieler Worte. Denn sattes Grün und sanftes Licht beiseite: Der Film lebt nicht zuletzt von dem (zuweilen recht literarisch klingenden) Gedankenaustausch zwischen den ach so verschiedenen Helden. Dabei drohen die charmanten bzw. pointierten Dialogzeilen, die durchaus vorhandenen sind, im Wust pseudo-tiefsinniger Platitüden immer wieder unterzugehen.

Glücklicherweise sind da aber vor allem die beiden Darsteller Daniel Auteuil und Jean-Pierre Darroussin, die ihre doch arg schematisch gezeichneten Figuren mit liebevoller Nonchalance spielen und sie so ein Stück weit vor der Belanglosigkeit retten.

Fazit:
Die Welt des französischen Regisseurs Jean Becker ("Ein Sommer auf dem Lande") ist eine zutiefst wohlmeinende, humane und naturverbundene. Eine Welt, die einer tiefer gehenden Auseinandersetzung mit der Realität partout aus dem Weg zu gehen und mögliche Verwerfungen mittels schöner Bilder zu kitten versucht. Fast möchte man sagen: Friede, Freude, Omelette."

Warum Weise besser scheiden oder Vom Volk bedient werden

Unfairerweise aber sehr wirkungsvoll zum Klang des 2. Satzes aus Mozarts Klarinettenkonzert stirbt Gartenbauer-Leo und lässt den bereicherten und geläuterten Pinselhuber zurück.
Wäre unser Leben gerecht, dürfte der einfache Weise überleben und der geläuterte Stadtsnob müsste gehen. Das aber verbietet nicht nur das übliche Erzählschema, in dem Kranke und Behinderte scheidend das Gute repräsentieren oder zerstörend das Böse verkörpern. Es enthebt die Filmautoren auch der Mühe, darüber nachzudenken, wie ein arrivierter Pariser Intellektuelle mit Volvo und diversen Gelegenheitsgeliebten auf eine Dauer, die 90 Filmminuten übersteigt, so friedlich miteinander auskommen können wie Gartenbauer und Pinselhuber.
Wird jener nicht bald merken, dass er im Garten des Besitzers dessen und nicht seine Zucchini anbaut? Und wird diesem nicht bald nervend auffallen, dass Gartenbauer ausser Naivitäten zum Überleben und Prosperieren auf dem Kunstmarkt wenig beitragen kann? In der kurzen Zeit der Freundschaft, die den beiden Dialogisierenden aufgrund galoppierenden Tumors gegeben ist, wird das allemal möglich.

Aber dem gekonnten und unterhaltsamen verlaufenden "Dialog" reicht nicht, dass der Gartenbauer dem Pinselhuber geopfert wird. Dieser steuert sogar noch Entscheidendes zur Erneuerung der Pariser Kunstszene bei, indem er scheidend seinem Freund darum bittet, all die reinen Farben (und Gegenstände) zu malen, die ihm selbst vor Augen stehen. Und prompt erleben wir eine Vernissage, bei der Pinselhuber übergrosse Radieschen und gigantische Zucchini als letzten Schrei der Galerien an die Wand hängt - kommerzieller Erfolg gleich eingeschlossen.
Aber auch das reicht noch nicht, um die Segnungen des unheilbar Kranken für den fröhlich Weiterlebenden auszubreiten. Pinselhuber lernt durch den Kontakt mit Leo's Leben und Überlebensrezepten auch, wie er die immer noch geliebte Ehefrau und die ein wenig vernachlässigte Tochter wieder für sich einnehmen kann. Alles ist gerichtet, wen Leo ihn verlässt. Nun könnten wir uns auf die Fortsetzung dieses modernen Märchens freuen, das uns die Freuden einer Pariser Intellektuellenfamilie beobachten können, die ein liebevoll gepflegtes Haus auf dem Land besitzen, das sie mit Freunden, die ebenfalls das einfache Leben in den Ferien lieben, in den Sommermonaten bewohnen. Während sie Salzstangen und Weisswein geniessen malt ihnen Pinselhuber die Tugenden des Gartenbauers mit einnehmenden Worten.
Ein wenig überholt wirkt in dieser Weltordnung, dass Leo ein echter Proletarier in Pension ist. Er hat sich seinen kargen Lebensabend mit harter Arbeit als ehrlicher Eisenbahner verdient. Ihn geniesst er, indem er regelmässige, ein wenig phantasielose Ferien bei Sammel-Busreisen und auf der Promenade in Nizza macht. Seine Lebensgefährtin, der er seit 27 Jahren phantasielos treu ist, ist "natürlich" nicht lupenrein französisch sondern stammt aus Algerien. Es ist dieses Ensemble, das die Nouvelle Vague das "rote Buch" schwingend feierte, wenn es darum ging, dem Volke zu dienen. Einige Jahrzehnte später entdeckt die Pariser Intelligentia allerdings, dasss dieses immer noch jenem dient.

In der Filmindustrie machen eben der "edle Wilde", der sterben muss wie Robinsons Freitag, das Mädchen mit der Leukämie, die dahingerafft wird wie in "Lovestory", und der klassenbewusste Proletarier in Pension Karriere, ein Vorgang den der Filmbesucher schätzt, der ihm aber in Realität so wenig begegnet wie "Hans im Glück".



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