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Title Adams Äpfel
Originaltitle: Adams æbler
Regie: Anders Thomas Jensen
Darsteller: Ulrich Thomsen, Mads Mikkelsen, Nicolas Bro
Erscheinungsjahr: 2005
Land: Dänemark, Deutschland
Stichwort: Anstalt, Psychiatrie, Rollstuhl, Kleptomanie, Hirntumor, Krebs, geistiges Kind, Downsyndrom
Release: 00.00.0000

Empfehlungen
Verrückt

Handlung
Der protestantische Pfarrer Ivan nimmt gescheiterte Existenzen voller Verständnis auf, weil er darin die prüfende und liebenden Hand Gottes erkennt. Der Skinhead Adam aber macht ihm klar, dass Gott ihn hasst und lieber einen hartgesottenen Bösewicht wie ihn obsiegen lässt, als dem Pfarrer beizuspringen. Ivan resigniert zunächst. Als ihn Gott aber wunderbarerweise heilt, setzt er sein löbliches Werk mit dem bekehrten Bösewicht Adam um so eifriger fort.


Weitere Info
Schwer zu sagen, ob diese wunderbare Komödie schwarz ist, weil der Gute angeblich nach einem Leben voller Entbehrungen in den Himmel kommt. Oder ist sie deswegen schwarz, weil niemand, auch nicht der Gottesfürchtigste glauben kann, dass der Schöpfer dieser schlechten Welt, ausgerechnet die Guten in den Himmel lässt.
Schwer zu sagen auch, ob wir es hier mit einer Summa des genialen dänischen Films der letzten Jahre zu tun haben oder mit einer modernen Version der biblischen Erzählung vom Dulder Hiob.

Wahr ist allerdings das statement des Regisseurs, dass er für seinen Film der hochkomischen Bosheiten alles Böse, Traurige und Schwarze zusammengetragen hat, das durch die dänischem Filme von Lars von Trier und den Seinen geistert. Auch in dieser Bemerkung steckt trauriger Humor; denn Ivans Welt ist angeblich kein übersteigertes Bild unserer Welt sondern das Kompendium einer Fiktion. Eben: Gottes gute Welt wird ja nur von den dänischen Filmemachern so verleumdet. In (bzw. die) Wirklichkeit ist überhaupt nicht so.

Es lohnt sich im Dienst einer Vergewisserung dessen, was der Film mit Krankheit und Behinderung anzufangen weiss, sich die Filmerzählung zu vergegenwärtigen.
Pfarrer Ivan fürchtet nicht nur wie Hiob Gott und meidet das Böse. Er geht in seinem aufgräumten Pfarrhaus und der wunderbar weiss gestrichnen Kirche weiter bei seiner Arbeit als Bewährungshelfer.
Er sieht das Böse erst gar nicht, das vor seinen Augen geschieht. Der Böseste, der dem Pfarrer anvertraut wird, ist der Nazi-Skin Adam. Aber besser sind nicht der übergewichtige Kleptomane Gunnar oder der terroristische Tankstellenräuber Kahlid oder die hysterische Sarah oder der zynische Dr. Kolberg. Ihnen gelingt es nicht, Ivans Langmut zu brechen. Da Ivan dem Skinhead die Aufgabe erteilt hat, einen Kuchen mit dem vorm Pfarrhaus wachsenden Früchten des Apfelbaum zu backen, reiht sich selbst dieser in die Schar der bösen Saboteure ein. Krähen, Würmer und Blitzschlag verwandeln den Baum in einen Trümmerhaufen.
Ivan bleibt unbeirrt bis sein Sohn Christopher Mitglied der absonderlichen Gemeinde wird. Christopher ist ein 100prozentiger Pflegefall im Rollstuhl. Ivan behandelt ihn wie einen vielversprechend Heranwachsenden. Das Geheimnis von Ivans Langmut ist gelüftet. Er weigert sich fremde Bosheit wahrzunehmen, um dem eigenen Elend nicht ins Gesicht sehen zu müssen. Der dostojewskische "Idiot" ist kein Idiot aber ein Meister des Verdrängens.
Und er ist sterbenskrank. Ein Krebsgeschwür im Gehirn gibt ihm nur noch wenige Lebenszeit, wie Dr. Kolberg diagnostiziert. Auch damit käme Ivan klar, hätte Skinhead Adam nicht aus Langweile in der Bibel geblättert und Hiobs Geschichte gelesen. Er macht Ivan seine wahre Beziehung zu Gott klar: Gott hasst Ivan. Was immer ihm nun noch zustösst, es beweist, wie recht Adam hat.
Bis die Revolverkugel eines brutalen Kollegen von Adam haargenau den Tumor aus Ivans Gehirn herausschiesst. Dann ist dieser geheilt und Gott hat für den geliebten Ivan ein Wunder gewirkt. Nun kann er versöhnt mit Christophers Schicksal seine ursprüngliche Mission wieder aufnehmen und den Bösen unbeirrt Gutes tun. Adam unterstützt ihn dabei als sein Assistent. Bekanntlich sind bekehrte Bösewichter die heiligsten Idioten.

"Adams Äpfel" ist trotz allen Irrsinns realistisch. Erzähl- und Charakterzüge verweisen auf jedermanns Alltag. Nichts von dem, was man zu sehen bekommt, ist allerdings witzig, eher tieftraurig. Besonders nachdenklich stimmt die Motivation des Guten - Verdrängung auf der ganzen Linie. Das Böse versteht sich von selbst, das Gute wird entlarvt. Nun könnte weder dieses Geschehen noch das völlige Fehlen von Gesetz, Ordnung und sozialen Folgen vor dem Zuschauer bestehen, wäre nicht recht schnell der Film als Märchen und Parabel erkannt. Es kann alles wieder gut werden und auch Ivans Blindheit kann sich geben, ohne dass nun doch das Gute unterliegt.


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