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Title Miss Daisy und ihr Chauffeur
Originaltitle: Driving Miss Daisy
Regie: Bruce Beresford
Darsteller: Morgan Freeman, Jessica Tandy, Dan Aykroyd, mehr
Erscheinungsjahr: 1989
Land: USA
Stichwort: Heim, Altern, Demenz
Release: 00.00.0000

Empfehlungen
Altwerden

Handlung
Atlanta, im Jahr 1948: Der reiche jüdische Textilfabrikant Boolie Werthan stellt Hoke, einen arbeitslosen Farbigen, als Chauffeur seiner 72 Jahre alten Mutter Daisy ein - gegen den Willen der streitsüchtigen alten Dame. Nach Jahren der "Zusammenarbeit" werden die beiden alten Leute trotz ihrer gegensätzlichen Lebenseinstellungen und der enormen sozialen Unterschiede Freunde. Als Daisy 1973 - zeitweise altersverwirrt - ins Altersheim muss, bleibt Hoke melancholisch als ihr einziger wahrer Freund zurück.


Weitere Info
Hoke und Daisy verbindet zuallererst das Älterwerden. Beide wehren sich dagegen. Daisy rebellisch und scharfzüngig, Hoke weise und nachsichtig. Die Jahre gemeinsamer Erfahrung verbinden zum Schluss, obwohl die reiche Jüdin und der Farbige niedrigen Standes - Analphabet und in den Südstaaten allerorten diskriminiert - anfangs nichts gemeinsam zu haben scheinen.
Daisy leuchtet erst spät ein, dass das weisse Amerika Schwarze wie Juden bestenfalls mal mehr mal weniger duldet und sie mit Rassismus , Verfolgung und Progrom - die Bombe gegen die Synagoge - bedenkt.
Im Verlauf der Filmerzählung macht die anfängliche Komik einer immer tieferen Einsicht in den Prozess des Alterns und die Allgegenwart der Intoleranz Platz. Keine Gesten der Annäherung und zuweilen im Bild gar nicht erscheinende Episoden bekommen im Filmverlauf Bedeutung, die der Zuschauer im Nachhin erst versteht.
Ganz am Ende offenbart sich dem Zuschauer die wahre Mitte des Geschehens: Toleranz. Es ist nicht die grosse Verbrüderung, das programmatische Einebnen von Rassen- und Klassenunterschieden, was überzeugt, sondern die Bildfolge, in der Hoke die sehr alt gewordene Daisy mit einigen Stücken ihrer Geburtstagstorte füttert.

Auch hier hält der Film auf Distanz. Die alte Dame ist durchaus noch in der Lage die Kuchengabel zu führen. Ihr schmeckt nur nichts mehr. Und Hoke motiviert sie mit einer zugleich dienenden und intimen Geste. Die vielen Jahre ihres Alterns haben beide damit verbracht, sich die Selbstständigkeit zu bewahren. Am Ende ist der Moment gekommen, wo beiden diese - trotz der Unterschiedlichkeit ihrer Positionen - aufgeben können.
Die Szene korrespondiert mit einer ganz anders gearteten Szene des einzigen wahren Zusammenstosses zwischen Daisy und Hoke. Dieser hatte alle die Jahre die Grantigkeit und Arroganz seiner Arbeitgeberin mit Humor ertragen. Als sie ihn aber einläd, an einer Benefiz-Veranstaltung mit Martin Luther King teilzunehmen, lehnt er entschieden und beleidigt ab.
Diese scheinbare Überreaktion hat ihre Vorgeschichte. Daisy hatte gegenüber Hoke bemerkt, dass er ja wohl Martin Luther King kenne. Sie hatte die Teilnahmekarte ihrem Sohn angeboten, die dieser aus Angst als "Negerfreund" in der jüdischen Gemeinschaft abgestempelt zu werden, zurückgewiesen hatte. Im letzten Moment bietet sie nun Hoke die Begleitung an. Er fühlt zurecht, dass er hier als billiger Ersatzmann gebeten wird, wo er und seine Leute doch Protagonist sind.
Und seine Reaktion findet Entsprechung in dem - vermutlich dokumentarischen - Redeteil, bei dessen Vortrag man nur die zuhörende Daisy sieht. King klagt hier nicht den Irrsinn der "Menschen der Dunkelheit" an sondern das Wegschauen und Kaltbleiben der (herrschenden) guten Gesellschaft. Er plädiert also im Dienst der vielen Hoke's gegen die öffentliche Haltung der vielen Daisy's.
Der Aussonderungsprozess des Alterns, das Sinnloswerden der individuellen Existenz erst macht den Weg frei für ein verständnisvolles Zusammenleben, auch in den prakltischen kleinen Dingen des Zusammenleben.
Der Film überrascht durch die "leisen Sohlen" auf denen hier eine gewaltige Botschaft transportiert wird. Und es überrascht auch, dass er sie überfällig gewordenen Randfiguren und nicht den Helden im Licht der Öffentlichkeit anvertraut hat.
Der Abstand dieses Films zu vielen leeren Versprechungen Hollywoods in Fragen von Rassismus und Klassenhass wird am Unterschied zwischen "Driving Miss Daisy" und - sagen wir - "Sabrina" klar. Dort fällt das Bonmots von den vorderen und den hinteren Sitzen in einem chauffierten Wagen, zwischen denen immer eine Trennscheibe angebracht ist. In "Sabrina" überwindet die Liebe unterhaltsam und billig die Distanz zwischen der armen Chauffeurstochter und dem Multimillionär. Wäre er in diesem Geiste erzählt worden, hätte der Film "Miss Daisy's Chauffeur" fast mit heuchlerischen der Hochzeit der beiden Protagonisten enden müssen.



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