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Title Caine war ihr Schicksal, Die
Originaltitle: The Caine Mutiny
Regie: Edward Dmytryk
Darsteller: Humphrey Bogart, José Ferrer, Van Johnson
Erscheinungsjahr: 1954
Land: USA
Stichwort: Paranoia, Psychose
Release: 24.06.1954

Handlung
Philip F. Queeg übernimmt das Kommando eines Minensuchzerstörers USS Caine, der bisher locker aber effizient geführt wurde. Er setzt ein drakonisches und paranoisches Regiment durch, gegen das seine Offiziere, allen voran Tom Keefer und Stephen Maryk rebellieren. Es kommt zur Meuterei und zum Prozess, in dem es dem Verteidiger von Maryk gelingt, Queeg zu entlarven und zu erniedrigen. Maryk kommt frei.


Weitere Info
Norm oder Abweichung: Der Queeg in uns allen
Von Anfang an wird Queeg's Auseinandersetzung mit der Mannschaft aus dem Blickwinkel einer kleinen Gruppe von Offizieren, voran Keefer und Keith, die beiden "Intellektuellen" der Gruppe, gesehen. Mit beiden identifiziert sich der Zuschauer leicht. Sie sind sympathisch, vernünftig, dem einfachen Mann zugewandt (Keith) im Grunde fähiger als Queeg Befehlshaber in der amerikanischen Marine zu sein (Maryk) oder zu werden (Keith). Keefer und Keith sind dann auch nach der Absetzung von Queeg seine Nachfolger.
Ihre Abneigung gegen Queeg stützt sich auf mancherlei Fehlverhalten des Kapitäns und - das ist für den Ausgang der Geschichte entscheidend - komplettes Ignorantentum in der Beurteilung der Psyche von Queeg (besonders Keefer). Auf deren pathologischen Charakter aber stützt sich am Ende die "Meuterei", die der patriotisch angehauchte Film - für Marine und Vaterland - als echte entlarvt.
Dazu aber bedarf es einer Blickrichtung, die der Film erst gegen Ende, zur Darstellung des Prozesses gegen Maryk einnimmt. Sicher absichtlich wird sie rekonstruiert von einem jüdischen Rechtsanwalt, der als potentielles Opfer eines gegen die Nazi verlorenen Krieges den Karriereoffizier Queeg anders sieht, nämlich als Schutzwall gegen die zu spät erkannte Gefahr.
Die beiden Sichtweisen kreuzen sich in der Beurteilung Queegs als psychisch belasteten oder als psychisch kranken Menschen. Den ersten hätte eine hilfsbereite Mannschaftschaft stützen können, der zweite hätte seines Kommandos enthoben werden müssen. Die voreilige Pathologisierung des Verhaltens von Queeg ist der eigentliche Auslöser der Katathrophe. Der Film streut gut sichtbar die falsch gestellten Weichen. Queeg wird von der Komandantur nicht seines Kommandos enthoben, es gibt weit bizarrere Kommandanten als ihn (Besuch von Keefer, Maryk und Keith auf dem Flugzeugträger), die "Caine" wäre auch unter dem traumatisierten Kommando von Queeg nicht im Orkan untergegangen. Die anderen Schiffe des Verbander haben sich auf dem vorgeschriebenen Kurs reten können.
Der Film versäumt - historisch sicher korrekt - die Entfaltung der Ursachen von Queegs Verhalten. Heute würde dazu wohl eine traumatische Erfahrung eingeführt. Der Rechtsanwalt Green nennt dafür nur den Hintergrund: psychischen Dauerstress.
Die Welt der US-army ist zu diesem Zeitpunkt noch heil. Erst der Vietnamkrieg und - in der Rückschau der Koreakrieg. zwei verlorene Kriege - öffnen das Hollywood-Kino gegenüber dem Kriegstrauma, wie es im Gefolge des Ersten Weltkrieg in Europa erkannt und als Krankheit beschrieben wurde.
Der Gruppe der Amateurpsychologen, die der Film sozusagen nur begnadigt aber nicht rechtfertigt, steht ein "smarter" Rechtsanwalt gegenüber, der unterscheiden kann - Ignoranz, Überheblichkeit, Naivität, professionelle Diagnose und Therapie. Sein Gerechtigkeitssinn ist seltsam zweideutig. Er opfert Queeg und verschont Keefer, weil anders die naive Unscbuld Maryk eines ernsten Vergehens beschuldigt würde. Er lässt die Richter in die gleiche Falle tappen, in der die "Unschuld" der Meuterer sich verfangen hat.
Der Zuschauer wird mit unguten und unsicheren Gefühlen entlassen. Er darf nun selbst entscheiden, ob ein Mann wie Queeg, dem er in jeder Schicksalslage selbst begegnen könnte, unterstützt, toleriert oder zerstört werden muss. Das Mittel der Aussonderung und Vernichtung ist die Pathologisierung menschlichen Fehlverhaltens. In einer Gesellschaft mit dem Ideal des perfekten Funktionierens ist dies eine Fragestellung, die das Ideal der Gesellschaft selbst in Frage stellt. Ist sie nur noch für die Norm ausgelegt oder ist sie in der Lage auch der Abweichung davon ihren Platz zu lassen.



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