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Title Imagine
Originaltitle: Imagine
Regie: Andrzej Jakimowski
Darsteller: Edward Hogg, Alexandra Maria Lara, Melchior Derouet, Francis Frappat, João Lagarto,Teresa Madruga
Erscheinungsjahr: 2012
Land: Polen
Stichwort: blind, Heim
Release: 00.00.0000

Handlung
Der von Geburt an blinde Ian, Pädagoge für räumliche Orientierung, wird an eine Augenklinik in Lissabon berufen. Seine Maxime: Blinde brauchen keinen Stock. Die Klinikleitung empfindet ihn als Gefahr für ihre Patienten. Tan selbst verunglückt. Schliesslich überzeugt er doch die blinde, schüchterne, junge und attraktive Eva, die Orientierung und ihr gemeinsames Leben selbst in die Hand zu nehmen.


Weitere Info
Wer über den Kampf um Selbstständigkeit gegen alle Widerstände innerhalb und ausserhalb einer Behinderung nachdenken will, findet in diesem Film übergenug Stoff, wobei Spannung und Unterhaltung nicht zu kurz kommen.

Aber:

"Imagine gehört zu den verhältnismäßig seltenen Filmen, die sich der Welt der Blinden widmen." (Wikipedia)
Das könnte auch die Aussage von jemand sein, der keine Ahnung von der Welt der Blinden hat. Ian ist in der Tat eine Gefahr - für Blinde, solche, die sich das Blindsein als Metapher für Abhängigsein denken und solche, die glauben, dass Fürsorge das Beste für Menschen mit einer Behinderung ist.
Letzte Facette bedient der Film zudem mit einem süsslichen Happy End am besten; denn all die anderen Botschaften treten in diesem so bizarren wie nachdenklich machenden Film zurück.

Um in den Alltag des Kampfes um Selbstständigkeit zurückzuführen lohnt es sich folgenden Artikel aus der Ärztezeitung, 6.11.2013 zu studieren:

Reha-Lehrer für Blinde
Schnitzelbraten im Dunkeln

Frühstück machen, Schnitzel panieren oder den Weg zum Bahnhof finden: In Marburg werden Fachkräfte ausgebildet, die diese komplexen Aufgaben des Alltages im Eins-zu-eins-Training mit blinden Menschen einüben.

Von Gesa Coordes

Reha-Lehrer als Helfer für Blinde

Ein blinder Schüler von Lehrer Bernd Wilhelm findet seinen Weg über eine Ampelkreuzung. Für ihn bedeutet das mehr Selbstständigkeit im Leben.

MARBURG. Der blinde Schüler von Bernd Wilhelm kann neuerdings allein zum Marburger Bahnhof gehen. Sein ebenfalls sehbehinderter 17-jähriger Mitschüler hat mit Wilhelms Hilfe gelernt, Ofenkartoffeln mit Quark und überbackenen Schafskäse zuzubereiten.

"Das ist auch für mich als Lehrer ein tolles Gefühl", sagt der 53-Jährige. Der ausgebildete Sozialpädagoge absolviert zur Zeit eine Ausbildung als Fachkraft der Blinden- und Sehbehindertenrehabilitation an der Fachschule der Deutschen Blindenstudienanstalt (Blista).

Es handelt sich um die einzige Fachschule dieser Art in Deutschland. Neuerdings hat sie die unbefristete staatliche Anerkennung.

Die Reha-Lehrer aus Marburg sind begehrt. Selbst große Sehbehinderten-Einrichtungen suchen händeringend nach den Fachkräften. Und auch freiberuflich haben sie glänzende Berufsaussichten.

Schließlich haben die Absolventen eine wichtige Aufgabe: Sie unterrichten Blinde und Sehbehinderte - von Vorschülern bis zu Senioren - ganz praktisch darin, sich nach einer massiven Sehverschlechterung oder Erblindung im Alltag selbstständig zurechtzufinden.
Schulzeit als Selbsterfahrung

Das fängt beim Zähneputzen an, erklärt der Leiter der Fachschule, Jürgen Nagel: "Wie kriege ich die richtige Menge Zahnpasta auf die Zahnbürste?" Sehbehinderte müssen dafür eigene Techniken erlernen. Wie mache ich mein Frühstück?

Die Reha-Lehrer können es ihnen zeigen. Dabei haben sie den Vorteil, dass sie nur jeweils einen Schüler unterrichten.

Ihre eineinhalbjährige Weiterbildung ist ungewöhnlich: In den ersten Monaten verbringen sie neben der theoretischen Ausbildung einen großen Teil mit Selbsterfahrung. Unter einer Augenbinde erleben sie, wie es sich anfühlt, wenn man ohne Augenlicht isst oder sich im Straßenverkehr zurechtfinden muss.

"Wenn wir gefrühstückt haben, sah es anfangs wild aus", erzählt die angehende Reha-Lehrerin Ute Arnold: "Die Brötchen haben wir noch nicht einmal gefunden."

Und als sie Monate später mit Langstock und Augenbinde mit dem Zug nach Frankfurt fuhr, fand sie ihre Mitmenschen eher zu hilfsbereit.
Auch Ältere haben eine Chance

Ute Arnold bringt als ausgebildete Ergotherapeutin gute Voraussetzungen für den Beruf mit: "Ich finde es faszinierend zu erleben, wie unsere Schüler ihren Alltag bewältigen", sagt die 45-Jährige. Momentan zeigt sie einer 15-Jährigen, Wege durch die Fußgängerzone zu finden und wie sie mit einer Rolltreppe klarkommen kann.

Alle Fachschüler müssen bereits eine Ausbildung etwa zum Erzieher, Lehrer, Sozialpädagogen, Augenoptiker, zur Krankenschwester oder zum Ergo- oder Physiotherapeuten absolviert haben.

Eine Chance haben sowohl Ältere wie Bernd Wilhelm als auch junge Leute wie die 23-jährige Kinderpflegerin Marta Lendzion. Während ihres freiwilligen sozialen Jahres hatte sie einen blinden Jungen in der ersten Klasse der Regelschule unterstützt.

"Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass mein Berufswunsch feststand", erzählt die Münchnerin. Derzeit übt sie mit einem 18-Jährigen, Schnitzel und Frikadellen zu braten. Die Frikadellen sind selbstverständlich selbst gemacht, die Schnitzel selbst gewürzt und paniert.

"Besonders anspruchsvoll ist das Zwiebelschneiden", sagt Lendzion. Dafür zu sorgen, dass sie nicht von den Fingern rutschen und zugleich gleichmäßig geschnitten werden, sei eine Herausforderung.

Pro Kurs studieren maximal zehn Menschen aus ganz Deutschland an der Fachschule der Blindenstudienanstalt. Heute lernen sie neben den verschiedenen Langstocktechniken auch die Punktschrift so gut, dass sie die tastbare Blindenschrift später selbst lehren können.

In der theoretischen Ausbildung werden sie in Augenheilkunde, Sozialpsychologie, Gesprächsführung, Motorik und Sonderpädagogik unterrichtet.

Dass Blinde keinen Stock brauchen ist sicher nicht falsch. Dass sie sich für ihr Orientierung aber dem Gehör und dem In-dieHände-Klatschen anvertrauen sollten, überzeugt nicht.



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