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Title Clara Schumanns grosse Liebe
Originaltitle: Song of love
Regie: Clarence Brown
Darsteller: Kathrine Hepburn, Pau Henreid, Robert Walker, Henry Daniell, Leo G. Carroll
Erscheinungsjahr: 1947
Land: USA
Stichwort: Psychose, Schizophrenie, Halluzination
Release: 00.00.0000

Handlung
Fünfzig Jahre aus dem Leben der berühmten Pianistin Clara Wieck, der Frau Robert Schumanns.
Der Ehe entstammen 7 Kinder. Zu ihnen gesellt sich Johannes Brahms, der 14 Jahre jünger ist als Clara und kaum älter als die älteste Tochter der Schumanns. Er wird in jeder Hinsicht Klaras unverzichtbare Stütze. Der gegen Lebensende glücklose Komponist und Dirigent Robert Schumann beendet sein Leben nach einem fehlgeschlagenen Selbstmordversuch in der Psychiatrie.


Weitere Info
Der folgende Spiegelartikel widmet zurecht der Filmmusik besonders anerkennende Worte. Beeindruckend ist das Klavierspiel Kathrine Hepburns. Mir ist kein "Musikfilm" bekannt, in dem ein Schauspieler so ausgiebig und gekonnt die Musik spielt, die seine Rolle ihm abverlangt.

"Liebeslied" schrieben die vier Autoren auf amerikanisch über das Drehbuch ihres Schumann-Films: "Song of Love". "Clara Schumanns große Liebe" wurde der Titel verdeutscht. Mit der deutschen Premiere wurden die "Weltspiele" eröffnet, Hannovers einstiges, jetzt aus einem Trümmerhaufen neu herausgearbeitetes Uraufführungshaus.

Die vier Autoren und Clarence Brown, der Regisseur, nahmen ihr Vorhaben ernst, aus dem Schicksal der Schumanns, Roberts und Claras, eine wahrheitsgetreue und taktvolle Filmbiographie zu machen. Sie umfaßt 50 Jahre, in ihren Brennpunkten. Man beschränkte sich auf wesentliche, bezeichnende Episoden und widmete ihnen viel Herz.

Clara Wieck, mit 19 Jahren schon eine berühmte Pianistin, liebt und heiratet, gegen den Willen ihres Vaters, den fast zehn Jahre älteren Leipziger Musikprofessor Robert Schumann. Sie schenkt ihm sieben Kinder, die den häuslichen Frieden oft bedrohen.

Der junge Johannes Brahms, der im Hause Schumann studiert, ist gleichzeitig Kindermädchen und manchmal Köchin. Er verläßt das Haus, als er seine Liebe zu Clara Schumann nicht mehr verbergen kann.

Schumanns Schaffen und Leben wird von dem verheerenden a-Ton, der immer wiederkehrend durch sein Gehirn zieht, zermürbt. Bei der oratorischen Aufführung von Teilen seines "Faust" im Leipziger Gewandhaus bricht Schumann zusammen. Sein Geist ist zerstört. Im Irrenhaus stirbt er zwei Jahre später, als er seiner Frau die "Träumerei" vorspielt.

Clara verzichtet auf eine Ehe mit dem um 14 Jahre jüngeren Brahms. Sie trägt die Musik ihres Mannes in die Welt. In der Schlußszene spielt sie als 67jährige die "Träumerei".

Katharine Hepburn ist Clara Schumann. Sie, Doktorin der Psychologie, gilt in Hollywood als eine der klügsten und begabtesten Frauen, und der Film zeigt, daß sie eine der klügsten und begabtesten Schauspielerinnen ist. Der Zuschauer geht mit dem Gefühl davon, Clara Schumann begegnet zu sein, nicht einer Schauspielerin, die die Clara Schumann spielt.

Monatelang übte Katharine Hepburn vor Drehbeginn des Films täglich stundenlang am Klavier, damit der Fingersatz von keinem Musikfachmann kritisiert werden konnte. Aber den musikalischen Vortrag überließ man doch einem veritablen Pianisten: dem vielgerühmten Artur Rubinstein.

Ueberhaupt wußte die Filmreklame in USA viel Schmeichelhaftes über "Kathy" zu sagen. Der Regisseur hielt das für nötig, denn Kathy war Jahre vorher bei der Presse in Ungnade gefallen. Sie hatte einem Photographen die Kamera aus der Hand geschlagen, als er ihre Beine photographierte. Und es soll schönere Beine in Hollywood geben.

Ein Europäer spielt die Rolle des Robert Schumann: Paul Henreid, ein geborener Triester, bis 1934 in Wien, einer der wenigen Emigranten, die auch im Exil ihren Ruf behaupteten. Henreid habe eine ausgesprochene Familienähnlichkeit mit den Schumanns, schrieb John Schumann, ein Urenkel des deutschen Komponisten in Hollywoodzeitungen.

Henreid führe eine glückliche Ehe und sei ein ausgezeichneter Vater seiner beiden Kinder, verkündeten Nachrichten der Metro-Goldwyn-Mayer. Diese Tatsache sei eine gute Voraussetzung für seine Schumannrolle. Der M. G. M.-Nachrichtendienst behielt recht.

Die Hauptrolle aber spielt Schumanns Musik. Clarence Brown setzt, zum erstenmal in einem amerikanischen Film, die Musik nicht als Untermalung des Bildes ein, sondern als ganz selbständigen Teil. Musik, am Klavier oder vom Orchester gespielt, ertönt nur, wenn sie zur Handlung gehört.

Brahms (Robert Walker) komponiert sein Wiegenlied "Guten Abend, gute Nacht", wenn die an Masern erkrankte kleine Julie Schumann ihm aus dem Nebenzimmer "Gute Nacht" wünscht. Filmmusik ist hier nicht, wie Strawinksy sie genannt hat, "klingende Tapete", sondern ein mit Achtung und Ehrfurcht behandelter Filmstar.

Alle Musikstücke, auch die von Brahms und Liszt im Film verwandten, erklingen in der Originalfassung, niemals in Bearbeitung. Sogar die Originalpartituren, soweit sie erreichbar waren, zogen die amerikanischen Experten heran.

Teile aus Schumanns "Frühlingssymphonie", dem "Karneval" und die "Widmung" werden gespielt, von Liszt der Mephistowalzer und von Brahms u. a. der 5. der Ungarischen Tänze. Und ganz wie im deutschen steht auch im amerikanischen Schumann-Film die "Träumerei" am Anfang und am Ende. Es gibt Tränen im Zuschauerraum, aber sie sprechen nicht gegen die Qualität des Films.
Der Spiegel, 26.3.1949

Zur Krankheit Robert Schumanns siehe sehr ausführlich:
https://www.aerzteblatt.de/archiv/52377/Robert-Schumann-(1810-1856)-Qualen-fuerchterlichster-Melancholie


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