siehe dazu in Heiner, Stefan, Krise Kontrolle, Vision. Zur Rolle epileptischer Anfälle im Film. In: Heiner, Stefan, Gruber, Enzo: Bildstörungen. Frankfurt/M 2003, S. 67 - 68.

Vierteiliges Historiendrama, das durch internationale Schauspieler und Ausstattung glänzt.
Am Abend vor der Schlacht bei Austerlitz, erleidet Napoleon einen epileptischen (Schwäche)anfall, der sich durch auraartige Schwindelgefühle ankündigt. Der Raum um ihn deformiert sich. Napoleon hört verzerrte Stimmen. Sein Diener weckt ihn heftig am nächsten Morgen und seine Generäle kommen besorgt. Ihnen erklärt Napoleon, der tatkräftig vom Lager aufspringt: Ich bin weder krank noch fühle ich mich unwohl. Wer es wagt, über diesen Schwächeanfall zu reden, ist in meinen Augen ein Verräter.

Im Gegensatz zu Cäsar erlaubt sich dieser Napoleon keine individuelle Schwäche. Er strahlt jederzeit Energie und volle Leistungsfähigkeit aus. Darum zeigt ihn der Film vor dem Höhepunkt seines Schlachtenglücks, das dargestellt wird, als entspringe es einer einfachen aber genialen Strategie, als Herr seines Körpers selbst in extremer Schwäche. Auch Epilepsie, die nicht ausdrücklich genannt wird, hält ihn nicht von einmal gefällten Entscheidungen zurück.

Entscheidungsfähigkeit, Schnelligkeit, Geistesgegewart und unkonventionelles Denken sind Napoleons persönliche Trumpfkarten. Darauf wird in dem Moment verwiesen, als Napoleon seinen ursprünglichen Plan, England in seinem eigenen Mutterland anzugreifen, ändert und Englands Verbündeten direkt angreift.

Ironie des (historischen) Schicksals aber ist, daß Napoleons persönliche Kraftanstrengung und sein genialer Triumph bei Austerlitz schon nicht mehr entscheidend sind für seine Ziele. Nach der Seeschlacht bei Trafalgar und dem Abbrechen der Invasion auf die britische Insel, ist Napoleon nur noch Herr auf dem Kontinent, was nicht reicht, auf Dauer seine Herrschaft zu sichern.

Der heroisch bekämpfte und verheimlichte "Schwächeanfall", dessen Veröffentlichung er als Verrat empfindet, erweist sich als pars-pro-toto-Episode seiner in sich nicht mehr tragfähigen politisch-militärischen Strategie. Zu diesem Zeitpunkt ist nur erst die positive Dialektik von Anfallsbeherrschung und Erfolg sichtbar. Es ist fraglich, ob der Film über diese Dialektik überhaupt hinausgehen will.