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Title Drachenläufer
Originaltitle: The Kite Runner
Regie: Marc Forster
Darsteller: Khalid Abdalla, Atossa Leoni, Shaun Toub
Erscheinungsjahr: 2007
Land: USA
Stichwort: Krebs, stumm
Release: 05.10.2007

Handlung
Afghanistan 1975: Amir und Hassan sind unzertrennlich und verbringen eine scheinbar unbeschwerte Kindheit. Doch Amir ist Sohn eines reichen Mannes aus dem Stamm der regierenden Pashtun und Hassan der Sohn seines Dieners. Amir verrät seinen Freund. Die beiden trennen sich. Da sein Vater vor "den Kommunisten" und den in Afganistan einfallenden Russen fliehen muss, wächst Amir in den USA auf, wo er als Schriftsteller erste Erfolge hat. Er kehrt nach Afganistan zurück, um den Sohn seines inzwischen ermordeten Freundes aus den Händen der Taliban zu befreien.



Weitere Info

Der Film gibt sich "authentisch" und ist es streckenweise wohl auch. Er beruht auf den Erlebnissen von Khaled Hosseini, der mit seiner Familie in die USA auswanderte und den Roman gleichen Titels schrieb. Der Erzählhythmus, langsam und bei einzelnen Szenen (zu?) lange verweilend, widerspricht diesem Anspruch, falls er vom Autor und nicht nur von der durchwegs begeisterten Kritik und Rezeption erhoben wird. Selbst Action-Szenen werden geradezu unspektakulär und undokumentarisch ins Bild gebracht.
Der Film hinterlässt gerade deswegen ein ungutes Gefühl. Er ruft jenes Bild von Afghanistan und Pakistan in der Wahrnehmung des Publikums auf, dass auf Tatsachen basierend, die Verhältnisse in diesen Ländern als insgesamt unhaltbar und unmenschlich charakterisiert. Damit wäre er durchaus verdienstvoll in das Genre des politisch engagierten Films in der Nachfolge der Francesco Rosi und Costa Gavras einzuordnen.
Politische Schlüsse zu ziehen, überlässt dieser Film anders als viele politisch "engagierten" Spielfilme dem Publikum. Und auch dies sollte eher Lob als Tadel verdienen. Der Haken an der nur scheinbar unschuldigen Mischung von Authentizität und Engagement aber ist, dass sich das Publikum als "Augenzeuge" ans Urteilen macht. Es setzt sich dann zuallererst mit den "erlebten" Verhältnisse in Afghanistan auseinander und stellt der Filmerzählung keine Fragen mehr. Eine der wichtigsten Fragen könnte sein: Woher bezieht der Film seine Autorität? Die denkbare Antwort: Weil er authentisch ist, d.h. Versatzstücke der Realität nutzt, führt zur Leerformel "authentisch ist was authentisch daherkommt".
Filme voller Versatzstücke der Realität bestimmen nicht erst seit gestern unser Bild meist ferner Realitäten, die direkter Erfahrung unzugänglich sind. Aufgesetzte "Authentizität" fordert Gefolgschaft und verhindert geradezu jene Aufklärung, in deren Dienst sie stehen sollte.
Die "stimmige Erzählung" mit eingestreuter "Authentizität", die sich hergebrachter Erzähltechnik bedient, etwa den Schemata Gut/Böse, Schuld/Sühne, Liebe/Hass, Treue/Verrat und auch das surreale Happy End nicht vergisst, lässt das Publikum vermutlich immer mit seinen Urteilen allein und bereichert das Filmerlebnis nicht um Elemente erfahrener Realität. Das ist kein Schade solange das Publikum heimkehrt mit dem guten Gefühl unterhalten worden zu sein, ohne deswegen mehr über Land und Leute, Probleme und Lösungen erfahren zu haben. Aber bleibt es wirklich dabei? Oder verführen Filme wie "Drachenläufer" nicht doch zum Fehlschluss, etwas vom heutigen Afghanistan und seinen Problemen "gesehen" zu haben.



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