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Title Taucherglocke und Schmetterling
Originaltitle: Scaphandre et le papillon, Le
Regie: Julian Schnabel
Darsteller: Mathieu Amalric, Emmanuelle Seigner, Marie-Josée Croze
Erscheinungsjahr: 2007
Land: Frankreich
Stichwort: Schlaganfall, Locked-in-Syndrom, Koma, Gehirn, Rollstuhl, Sprachstörung, Tetraparese, Parese, stumm
Release: 22.05.2007

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Selbstbehauptung

Handlung
Der 40jährige Erfolgsjournalist Bauby findet sich in einer neurologischen Reha-Klinik wieder, unfähig sich verständlich zu machen. Das Krankenhauspersonal, der Chef-Neurologe an der Spitze, machen ihm bald klar, dass er aufgrund eines Gehirnschlags an einem Locked-in-Syndrom leidet. Für Mitteilungen bleibt ihm nur der Lidschlag des linken Auges. Mithilfe einer ehrgeizigen und aufopfernden jungen Reha-Expertin gewinnt Bauby nicht nur die Lust zu leben zurück. Sein Lebensbericht wird gedruckt und - nach seinem Tod - ein Bestseller.



Weitere Info
Der Film findet eindrucksvolle Bilder für die Leidensgeschichte Bauby's, der wenige Tage nach der Veröffentlichung seines Buches einer Lungenentzündung erlag. Ihre Erzählung ist in über mehr als 12 Monate langer mühevoller Buchstabierarbeit entstanden. Darin geht er auf viele Versäumnisse seines hektischen Lebens ein und macht sie auf seine Weise wieder gut. Ein literarischer und menschlich berührender Erfolg gegen unüberwindbar scheinende Hindernisse hinweg erreicht.
Der Film lässt miterleben, was einem Menschen auferlegt ist, der sich nur noch extrem reduziert äussern und wahrnehmen kann und wie es ihm doch gelingen kann, in der eigenen Familie und im Freundeskreis präsent zu bleiben.
Manche "inneren Bilder" sind so überzeugend, dass man versucht ist, diese Erlebniswelt eines Regisseurs/Malers anhand anderer Erfahrunsberichte von Locked-in-Patienten zu überprüfen. Der Filmtitel gibt punktgenau das Wechselbad der Empindungen Baubys wieder. Er isteckt tief im Wasser in einen Taucheranzug, aber seine Phantasie und seine Erinnerungsfähigkeit fliegen frei wie ein Schmetterling.

Der Film entwirft ein extremes Angstszenarium, überwindet dieses jedoch durch die humorvolle und gefühlsbetonte Erfolgsgeschichte seines Protagonisten. Wie die grossen Eroberer und Entdecker erforscht Bauby ein so gut wie unbekanntes und im Grunde - zum Glück für uns alle - nur von wenigen betretenes Land. Sein "Reisebericht" gibt dem individuellen Abenteuer eine universelle Bedeutung. Zwar gibt sich der Film Mühe, der extrem hilfreichen Umgebung Baubys (Familie und Therapeuten) Anerkennung zu zollen. Zum Schluss aber ist es doch der überragende Einzelne - ein Patient in diesem Falle - der die Hauptlorbeeren davon trägt.

Insbesondere Baubys Therapeutin, hübsch und sexy, scheint für ihre Fähigkeit, den Schmetterling aus seinem Taucheranzug zu befreien mit Liebe zu ihrem Patienten kompensiert. Das gerade in der Kunst so eingeschliffene Rollenspiel zwischen dem produktiven Mann und seiner aufopfernden Muse wird reproduziert, obwohl dem Filmautor womöglich ein Durchbrechen des Schemas vorschwebte.

Der Publikumserfolg, der gegen unser aller Berührungsängste mit der Welt körperlichen Verfalls gewonnen werden muss, stellt sich womöglich erst ein, wenn die Filmerzählung auf den traditionellen Gleisen des Heldenepos und seiner Apotheose fährt. Alles strebt der Überwindung aller Proben durch den Helden entgegen, nach deren Überwindung die Prinzessin den Prinzen bekommt. Nur bewahrt die schreckliche (und wahre) Geschichte eines in den eigenen Körper eingesperrten kreativen Menschen davor, das Ganzen als eine der üblichen Erfolgsgeschichten misszuverstehen. Hier siegt kein Held, hier leidet jemand Unsägliches. Also doch ein Held.

Verfilmung der Autobiographie des französischen Journalisten Jean Dominique Bauby - 1997 geschrieben. Bauby stirbt wenige Tage nach der Veröffentlichung seiner Autobiographie.
Der Regisseur Julian Schnable ist "eigentlich" Maler und dort seit 30 Jahren "im Geschäft".

Überraschend für mich:
Extreme Hilflosigkeit wird in der heutigen Debatte um Sterbehilfe sehr einsichtig als Argument der Befürworter angeführt. Dass die Realität solcher Patienten anderes suggerieren könnte, ergibt sich aus einem erstaunlichen Spiegelartikel vom 24.2.2011: http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/locked-in-syndrom-vollstaendig-gelaehmte-sind-meist-gluecklich-a-747410.html

Eher kurios und fragwürdig:
"Alexandre Dumas der Ältere (1802 – 1870) beschrieb das Locked-In-Syndrom – der Begriff existierte damals allerdings noch nicht – in seinem Roman "Der Graf von Monte Christo" (1845/46) und bezeichnete den Betroffenen, Noirtier de Villefort, als "lebendenden Leichnam"."
http://www.dieterwunderlich.de/locked_in_syndrom.htm


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