Staffel 4 / Episode 113, Erstausstrahlung, 1. Oktober 2001 ARD Die neu eingestellte Gynäkologin Kathrin Globisch sieht sich zudem vor wichtigen Familienproblemen. Ihre Mutter will sich von ihrem Mann trennen. Sie ist verzweifelt, weil dieser alle Schwierigkeiten ignoriert. Nun kommt er auch noch mit einem psychosomatisch bedingtem Herzanfall in die Klinik. Kathrin redet ihm ins Gewissen und ihre Eltern beschließen, es noch einmal miteinander zu versuchen. Der Film teilt sich ziemlich genau auf in eine private Szenerie, in der Dr. Kathrin die Ehefeuerwehr spielt, und den Klinikalltag, der sich auf den Fall einer unerwartet schwangeren und zugleich epilepsiekranken Patientin konzentriert. Das Ärzteteam fürchtet - wegen Sauerstoffmangels - eine Schädigung des Ungeborenen. Man will sogleich mit einer medikamentösen Therapie beginnen. Das Ehepaar wird auf das angeblich hohe Risiko einer Schädigung des Fötus vorbereitet. Insbesondere der leitende Arzt drängt auf einen Schwangerschaftsabbruch, da das Kind entweder durch einen neuen schweren Anfall oder durch die Medikamente geschädigt werden könnte. Der Frau Felbers Mann weiß sich nicht zu helfen und muß erst durch den "Hausbesuch" von Dr. Globisch zur Vernunft gebracht werden. Gegen den Rat der männlichen Ärzte und mit aktiver Duldung der Gynäkologin wird beschlossen, mit der antiepileptischen Medikation abzuwarten. Der Frau Felber wird Bettruhe. Fortbewegen soll sie sich möglichst im Rollstuhl. So könne die Gefährdung durch einem neuen Anfall ausgesschlossen werden. Trotz dieser schweren Auflagen sind am Ende alle Beteiligten mit dieser Entscheidung zufrieden. Bleib bei mir! Krankenhausserie "In aller Freundschaft" ARD, 1.10.01 Regie: Peter Wekwerth Land / Jahr: Deutschland / 2001 Produktion: Saxonia Media Dauer: 45 Minuten www.mdr.de/in-aller-freundschaft Inhalt Eine junge Frau, die während eines Krankenhausaufhalts erfährt, daß sie schwanger ist und daß sie Epilepsie hat, entscheidet sich - gegen den Rat der Ärzte - für eine Fortsetzung der Schwangerschaft und für den Verzicht auf eine antiepileptische Therapie. Dr. Kathrin Globisch, Ärztin der Notfallaufnahme in der Sachsenklinik, muß zwischen ihren Eltern vermitteln. Ihre Mutter will nach frustrierenden Ehejahren den Vater verlassen. Kathrin hat sich vor Jahren vom Vater ihres Sohnes, mit dem sie nicht verheiratet war, getrennt. Durch diese Erfahrung geprägt setzt auch ihr 13jähriger Sohn Lukas alles ein, um die Großeltern wieder zusammenzubringen. In der Klinik hat es das Ärzteteam, zu dem Kathrin gehört, mit einem - so scheint es - einfachen Verkehrsunfall zu tun. Eine junge Frau, Hanna Felber, ist mit ihrem Wagen von der Straße abgekommen und hat sich dabei leicht verletzt. Im Laufe der Routineuntersuchungen stellt sich heraus, daß sie nicht nur einen Arm gebrochen hat, sondern auch ein Kind erwartet. Die Freude ist groß. Hanna hatte zu Beginn ihrer Ehe eine Schwangerschaftsunterbrechung vornehmen lassen, weil sie um ihre berufliche Zukunft fürchtete. Ihr Mann Peter aber wünschte sich unbedingt ein Kind. Alles scheint nun gut zu werden. Frau Felber bekommt aber noch während des Krankenhausaufenthaltes einen größeren epileptischen Anfall. Der Autounfall erscheint nun in einem neuen Licht. Wurde er schon durch einen Anfall verursacht? Das Ärzteteam fürchtet - "…..wegen Sauerstoffmangels…." - eine Schädigung des Ungeborenen. Diese Annahme bestätigt sich nicht. Da man sogleich mit einer medikamentösen Therapie "in voller Dosis" beginnen will, wird dem Ehepaar das hohe Risiko einer Schädigung des Fötus unterbreitet. Besonders Chefarzt Prof. Simoni drängt auf einen Schwangerschaftsabbruch, da das Kind durch die Medikamente geschädigt werden könnte: "Das ist das Sicherste." Peter Felber weiß sich in dieser Zwangslage nicht zu helfen. Er muß erst durch einen "Hausbesuch" von Dr. Kathrin zur Vernunft und zur aktiven Unterstützung seiner Frau gebracht werden. Gegen den Rat der männlichen Ärzte und mit aktiver Duldung von Dr. Kathrin wird beschlossen, mit der antiepileptischen Medikation abzuwarten. Frau Felber wird Bettruhe und Fortbewegung im Rollstuhl angeraten, um jede Gefährdung bei einem neuen Anfall auszuschließen. Am Ende sind alle mit dieser Entscheidung zufrieden. Auch Kathrins Eltern lassen sich schließlich bestimmen, es noch einmal miteinander zu versuchen. Kommentar "Bleib bei mir" ist eine Episode aus der Krankenhaus-Serie "In aller Freundschaft" und behandelt unter zweifachem Aspekt das Titel-Motto. Der Film teilt sich ziemlich genau auf in eine private Episode, in der Dr. Globisch die Ehefeuerwehr spielt, und den Klinikalltag, der sich auf einen von ihr besonders betreuten, abgeschlossenen Fall konzentriert. Dieser Fall einer rein zufällig erkannten Schwangerschaft kompliziert durch eine plötzlich ausgebrochene Epilepsie wird schonend und "familienfreundlich" gelöst. Die überdramatisierenden Reaktionen der Ärzte werden dabei durch Abwarten, gemeinsames Überlegen und selbstbewußtes Handeln der Patientin regelmäßig entschärft. Während des Anfalls wird ärztlicherseits ein wenig kopflos die Gabe eines Notfallmedikaments erwogen, dann aber nicht verabreicht. Die antiepileptische Therapie soll mit rascher Aufdosierung beginnen, was aber dann nicht geschieht. Ein Schwangerschaftsabbruch wird in Erwägung gezogen, der sich bei reiflicher Überlegung als unnötig erweist. Die Männer wirken erst apodiktisch, dann eher ratlos. Der Ehemann greift zur Schnapsflasche, bevor er fürsorglich wird. Nur Dr. Kathrin neigt zum Kompromiß. Hanna Felber zeigt sich nach anfänglichen Zweifeln entschlossen. Das Ärzteteam läßt nach relativ kurzem aufklärenden Gespräch, die Frau mit widersprüchlichen und dramatischen Auskünften allein. Recht mutig ist die Bemerkung der Ärztin gegenüber einem männlichen Kollegen, daß der Rat abzutreiben von einer Patientin nicht gerade "als ärztliche Hilfe" begriffen werden kann. Sieht man von den strengen "statements" der männlichen Medizinern ab, die sowohl mit als auch ohne antiepileptische Medikation erstmal das Schlimmste annehmen, so werden in dieser Fallgeschichte Schwangerschaft und Epilepsie verständnisvoll behandelt. Der Film transportiert eine Fülle von Informationen zum Thema, nicht immer exakt, meist nur gut gemeint. Aber könnte man es realistischerweise anders darstellen? Wie sehr wünschte man sich korrekte medizinische Aufklärung! Und wie wenig ist dies Klinikalltag, der eine Serie doch verpflichtet ist. Ob der Alarmismus der Mediziner oder das "Happy End" den Zuschauer in seinem Urteil über die Folgen von Epilepsie mehr beeinflussen, ist schwer zu sagen. Der Realität dürfte auch heute noch entsprechen, daß sich eine Frau (und ihr Mann) beim Vorliegen einer Epilepsie gegen massive Ängste vieler Ärzte durchsetzen müssen, wenn sie Kinderwünsche haben. Stichworte: Absence, Alltagsdemonstration, Arzt-Patient-Beziehung, Eltern, Erste Hilfe, Kinderwunsch, medikamentöse Therapie, Partnerschaft, Schwangerschaft, tonisch-klonischer Anfall, unerwünschte Medikamentenwirkung Stefan Heiner 2.10.01
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