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Title Effi Briest
Originaltitle: Effi Briest
Regie: Hermine Huntgeburth
Darsteller: Julia Jentsch, Sebastian Koch, Juliane Köhler
Erscheinungsjahr: 2009
Land: Deutschland
Stichwort: Tuberkulose, Psychose
Release: 09.02.2009

Handlung
Preußen im späten 19. Jahrhundert. Das "Naturkind" Effi wird von ihren Eltern dazu bestimmt, Baron von Instetten zu heiraten, der prinzipienfest und rastlos an seiner Karriere arbeitet. Seine junge Frau bleibt ihm fremd. Dass sie sich, vernachlässigt, von dem impulsiven Major Crampas verführen lässt, bleibt Instetten zunächst verborgen. Den Ehebruch bezahlt Effi mit gesellschaftlicher Ächtung und Trennung von ihrer Tochter. Sie reagiert darauf mit feministischer Zurückweisung der Regeln einer Gesellschaft, die sie verstossen hat. An Tuberkulose erkrankt stirbt sie jung, auch weil sie vom Leben nichts mehr erwartet.



Weitere Info
nach dem Roman von Theodor Fontane, Effi Briest, 1896
siehe weitere Verfilmungen Rainer Werner Fassbinder (1974), Wolfgang Luderer (1970)

Der Film "übersetzt" Fontanes so verhaltene wie tiefgründige Klage über den preussischen Obrigkeitssstaat in eine feministische Anklage. Gegen Ende des Films wird dies besonders sichtbar. Die Entfernung von Familie und Gesellschaft provoziert in Effi eine Krankheit, die eher als Nervenleiden zu verstehen ist denn als organisches Versagen (Tuberkulose, wie bei Fontane angedeutet).
Bei Fontane durchschneidet Instetten dem jungen Mädchen ganz real den Lebensnerv. Bei Huntgeburth stürzt er sie in eine ihrer "leidenschaftlichen" Natur geschuldete (Nerven)krise, die im Film dann auch nicht tödlich verläuft. Effi's Tochter erweist sich mit dem stereotypen Satz "Wenn es erlaubt ist" (Fontane) als gelehrige Schülerin des preussischen Prinzipienreiters.
Im Film hingegen antwortete sie auf die kindgerechten Vorschläge der Mutter "Wenn du es willst." Darin klingt das "wenn du es willst" an, mit dem Effi anders als im Roman dem Heiratswunsch der Mutter wider Willen nachgegeben hat. Effi emanzipiert sich, als sie (zu spät) gegen die Standesehe und (radikal) gegen den töchterlichen Gehorsam aufbegehrt. Von der Resignation, ja Unterwerfung unter Instetten als Schicksal keine Spur mehr. Der Zuschauer kann der aufbegehrenden Effi im Film das rebellische Ende anvertrauen. Ihm steht nicht mehr frei, mitzutrauern über tödliche Herzlosigkeit und Prinzipienreiterei. Die Effi des Films geht Norah's Weg. Das sieht nach mehr aus, ist aber weniger, als Fontane heute bedeuten kann.
Wie ganz anders setzt Fontane (und übrigens auch Fassbinder in seiner kongenialen Verfilmung des Romans von 1977) Krankheit ein. Die tödlich verlaufende "katarhalischen Affektionen" als Ausdruck und Folge gesellschaftlicher Ächtung (La Traviata) wird zum namenlosen Frauenleiden, vom Hysterie-Verdacht nicht ganz frei. Zeitspezifisch ist sie der Vorwand, Frauen zu behandeln als ihnen zuzuören (siehe ins Komische gezogen "In treuen Händen). Zeitspezifisch, aber variantenreich, siehe dazu "Revolutionary Road", ein Frauenschicksal der 50er Jahre, wo Frank seine verzweifelt gegen gesellschaftliche Routine aufbegehrende Frau auf die "sanfte Tour" dem Psychiater überantworten möchte.
Effis Absage an ihre bisherige Welt, kann dabei durchaus als "Krankheit zum Tode" verstanden werden. Fassbinder lässt die wirkungsvoll anklangende Melancholie des Romans wiedererstehen. Huntgeburth verbiegt Fontane durch eine unzeitgemässe Geschichte der Emanzipation. Im Fontane-Gewand kommt diese Deutung von Effis Schicksal um Jahrzehnte zu früh.
Als Frauenfilm erscheint diese Geschichte fast wie eine Ausbeutung Fontones; denn diese Effi kommt über hundert Jahre zu spät. Verfilmung verfällt womöglich leicht in diese Form der Ausbeutung.



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