Kommentar: |
Epilepsie - obwohl nur marginal angesprochen und in zwei deutlichen, an Gand mal-Anfälle erinnernden Episoden gezeigt - spielt dramaturgisch eine kurzzeitig wichtige Rolle. Das ist überraschend, da Snowden anscheinend nur indirekt mit Epilepsie in Verbindung gebracht wird. Oliver Stone äussert in einem Interview, Snowdens Mutter habe auch Epilepsie gehabt.
Elizabeth Snowden, die Wendy genannt wird und wegen ihrer Epilepsie einen Begleithund hat, lebt nach "Aussage von Nachbarin Kinsey seit Jahren allein in einer Wohnung in Ellicott City." https://www.welt.de/newsticker/bloomberg/article117028715/Informant-Snowden-war-schuechterner-Teenie-und-Computer-Liebhaber.html
Für die Entwicklung seines Helden hält er die Krankheit für wichtig: "Und dann noch die Epilepsie – seine Krankheit hat ihm bewusst gemacht, dass das Leben begrenzt ist. Er ist nicht sorglos und unbeschwert wie andere junge Männer. Er überlegt sich sehr genau, was er mit seinem Leben anfängt." https://de.rbth.com/kultur/2016/09/15/edward-snowden-kommt-ins-deutsche-kino_630197
Epileptische Anfälle: Einer erfolgt beim Vorbereiten einer Mahlzeit, bei der er seiner Freundin mitteilt, wegen seiner Arbeit nach Hawai gehen zu müssen. Alkohol und Stress sind anzunehmen.
Der nächste Anfall ereignet sich während einer Party (Alkohol, Stress) zunächst ohne Begründung? Während eines Ausflugs teilt er aber seiner Freundin mit, dass er Tegretal abgesetzt hat der Nebenwirkungen wegen. Sie fühlt sich von ihm hintergangen.
Vorher ist nicht von Epilepsie die Rede. Seine erfolgreiche Musterung für die Marines macht das wahrscheinlich.
Die aufgesuchte Ärztin diagnostiziert eigentlich unvermittelt "Epilepsie" und verschreibt Tegretal.
Nicht klar ist an dieser Stelle, ob seine Arbeitgeber und sein Supervisor von einem oder beiden Anfällen informiert wurden Er begründet er sein vorzeitiges Verlassen des "Hochsicherheitstrakts" der NSA in Hawai mit eine Art Unwohlsein. Es ist zumindest plausibel, dass er deswegen kaum "gefilzt" wird, weil seine Epilepsie bekannt ist. Spätestens nach dem zweiten Anfall in Anwesenheit seiner Kollegen weiß der Arbeitgeber wohl bescheid, wir erfahren aber nicht, wie der Arbeitgeber darauf reagiert.
Dramaturgisch geht es keineswegs um Snowdens Filmepilepsie. Die Anfälle sind "turning points" des Dramas.
1) Seine Freundin willigt deswegen ein, nach Hawai mitzugehen.
2) Snowden geht rücksichtslos mit sich selbst um, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Er setzt Tegretal ab.
3) Fragile Gesundheit ist ein perfekter Vorwand dafür, dass er vorzeitig den Arbeitsplatz verlässt.
Im Internet findet sich die Information, dass er die Notwendigkeit der Behandlung gegen Epilepsie als Grund für ein längeres Aussetzen bei der NSA angegeben hat. Diesen Motivstrang scheine ich im Film übersehen zu haben.
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